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Auch Seniorinnen und Senioren öffnet ein Handy das Tor zur Welt
Sechstklässler der Turmbergschule arbeiten mit dem Ortsseniorenrat zusammen
Seit einigen Wochen bietet der Ortsseniorenrat für alle älteren Menschen, die Bedarf an etwas Unterstützung in Sachen Smartphone haben, eine ganz besondere Art von Nachhilfe an. Schon lange war es dem Vorsitzenden Fritz Liebersbach eine Herzensangelegenheit, Seniorinnen und Senioren auch in dieser Hinsicht zu unterstützen. Viele alltäglichen Dinge sind mit einem Handy wesentlich leichter zu schaffen. Zum Beispiel Bahn fahren. Oder einkaufen im Internet, weil es im Dorf immer weniger Läden gibt. Oder das neueste Konterfei vom Enkelkind zugeschickt bekommen. Aber man muss sich mit seinen Funktionen auskennen und auseinandersetzen. Teilhabe am sozialen Leben, vor allem für Ältere, ist Liebersbach eine Herzensangelegenheit. Ein gutes Miteinander zwischen Alt und Jung ebenfalls. Und so kam eine Initiative zustande, die in eine Kooperation mit der Turmbergschule mündete. Junge Menschen aus der sechsten Klassenstufe zeigen Älteren, was mit dem Handy alles möglich ist und unterstützen sie bei ihren Fragen.
Kinder erfahren, dass sie kompetent und nützlich sind
„Die Kinder sind begeistert. Es macht ihnen Freude, dass sie gebraucht werden und sie tun das richtig gern“, sagt Lehrerin Theophila Lenart. „Die Kinder dürfen die Erfahrung machen, kompetent und nützlich zu sein“, ergänzt Konrektor Klaus Stirn. „Jung und Alt begegnen sich und so werden Berührungsängste und Vorbehalte beiderseits abgebaut. Das soziale Engagement der Kinder wird gestärkt. Der Kurs ist nicht zuletzt darum sinnvoll, weil er ein konkretes Angebot auf bestehende Nachfrage schafft.“
Jedem Fragenden kann geholfen werden
Acht Seniorinnen und Senioren waren an diesem Tag im Klassenraum. Ihnen gegenüber saßen zehn Schülerinnen und Schüler, bereit für eine Eins-zu-Eins-Betreuung. Rasch stellte sich heraus: Die Lernenden fingen nicht bei null an. Alle hatten ihr Smartphone bereits eingerichtet, es war ihnen vertraut, es fehlten nur bestimmte Anwendungen. Peter Reichert war ebenfalls ein Lernender und wollte eine Notfall-App auf sein Applegerät installieren, um im Notfall selbst Hilfe rufen zu können. Sein Problem war die durch den Energiesparmodus zu eng getaktete Abschaltzeit. Dem konnte über die Funktion „Einstellungen“ abgeholfen werden. Gabi Streit möchte das Hintergrundbild auf dem Startbildschirm ändern. Dazu müsse sie lange auf das Display drücken, erklärte ihr jugendliches Gegenüber, und dann ein eigenes Bild aus der Galerie auswählen. Schritt für Schritt gehen beide Parteien gemeinsam vorwärts. Die eine Seite bemüht sich um Geduld, die andere um eine rasche Auffassungsgabe und schnelle Umsetzung. Es klappt hervorragend. Eine Dritte möchte einen Kalender installieren. Eine Vierte ein Telefonbuch anlegen. Alles keine großen Sachen, aber man muss wissen, wie.
Ohne Geduld geht es nicht
Ein Maximum an Einfühlungsvermögen zeigt das Verhalten eines Jungen. Als es für seine schwerhörige Partnerin im Klassenzimmer zu laut ist, setzen sich die beiden auf den Flur und er erklärt ihr alles, was sie wissen will. „Wir haben alle Zeit der Welt“, tröstet er, als sie nervös wird. Liebersbach trat an die Schule heran, stellte seine Idee vor und fand bei Konrektor Klaus Stirn offene Ohren. „Dank der Flexibilität der betreuenden Kollegin Frau Lenhart und durch unser Clubsystem ist das möglich, denn es ermöglicht projektartiges Lernen auch über die klassischen Fächer hinaus“, sagt Stirn. Da freie Räume in der Turmbergschule aber Mangelware sind, wurde das Projekt, das noch bis zu den Sommerferien jeden Dienstag von 14.20 Uhr bis 15.50 Uhr laufen soll, an den Club „Erste Hilfe“ angedockt. Darum wird immer ein Teil der 90-Minuten-Einheit für Erste-Hilfe-Themen verwendet. An diesem Tag ganz passend: Wie installiere ich eine Notfall-App?