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Komm, ich zeig dir die Natur: Frag die Försterin
Ein Waldrundgang für Interessierte
Am Samstag hat Gemeindeförsterin Elena Motschilnig zur zweiten Runde ihres informativen und bürgernahen Angebots „Frag die Försterin“ eingeladen. Rund zehn Männer und Frauen waren ihr in den Niederwald gefolgt, um sich den Zustand des Waldes, seine Funktionen und Planungen in naher Zukunft erklären zu lassen.
Funktionen des Waldes
Der Wald hat viele Funktionen. Erholung, Naturschutz, Holzproduktion und Wasserspeicher. Der reichliche Niederschlag in diesem Frühjahr habe sehr gut getan, sagte sie. Dennoch seien die Auswirkungen der trockenen Jahre immer noch zu spüren. Vertrocknete Bäume mit dürren Wipfeln sprachen für sich. Grundsätzlich setze der Weingartener Forst auf Naturverjüngung. Zusätzlich habe ihr Vorgänger Michael Schmitt Eicheln zusammenlesen lassen, um daraus Saatgut zu gewinnen, denn die aus derartiger Anzucht erwachsenen Bäume kämen mit dem Standort am besten zurecht. Aber das reiche nicht aus, darum werde seit Jahren schon Aufforstung betrieben. Waldbauliche Zielsetzung sei der Aufbau eines widerstandsfähigen Mischwalds. Vorwiegend trockenresistente Sorten wie Stiel- und Traubeneiche, Roteiche, Feldahorn, Elsbeere, Kirsche, Walnuss und andere. Fichte dagegen werden zugunsten der Eiche nach und nach reduziert. Foto 1 Mischbestand
Tiefbrunnen werden gebohrt
Zur Bewässerung dieser Aufforstungen werden Tiefbrunnen gebohrt, berichtete Motschilnig. Vier Standorte im Niederwald seien geplant, einer schon fertiggestellt, der zweite im Bau. Aus maximal 20 Meter Tiefe werde das Wasser mittels einer aufgesetzten Motorpumpe gefördert und über Schläuche in die Jungkulturen gebracht. Diese Bewässerungsstellen seien im Falle eines Waldbrandes auch für die Feuerwehr geeignet.
Foto 2 Tiefbrunnen
Ein paar Schritte weiter fielen Wuchshüllen auf. Damit junge Bäume vor Rehwildverbiss zu schützen, werde schon länger gemacht, neu sei jetzt das Material. Kein Kunststoff mehr, berichtete die Försterin, sondern ganz fest gewirktes Leinen. Die Mehrkosten für dieses Material können vielleicht mit der Einsparung von Personal verrechnet werden, denn sie müssen nicht mehr abgebaut werden. Mehrfach sah man am Wegesrand Polterstäpel mit Kennzahlen liegen. Die Ziffern bezeichnen die Jahreszahl, die Art der Maßnahme und die Losnummer. Eine bestimmte Zahl steht für „Hackschnitzel“.
Hackschnitzel heizen gemeindliche Gebäude
Das Thema kam auf den steigenden Verbrauch von Energieholz. Der werde zurzeit aus qualitativ schlechten Schadholz gedeckt, denn im Jahr 2021-2023 hatten zwischen 74 und 93 Prozent der Fällungen in Weingarten aus zufällig entstandenem Schadholz bestanden. Weingartens derzeitiger Bedarf an Energieholz betrage aufgerundet 1.200 Festmeter (Jahr 2023), aber der Bedarf steige und der Nachwuchs bleibe aufgrund der Trockenheit zurück. Die Einschlagsmenge werde in Zukunft reduziert werden müssen. Alternativen werden derzeit von der Gemeinde geprüft. Foto 3 Hackschnitzellagerplatz
Planungen für die Zukunft
Eine Frage galt der Nachfrage nach Esche. Sie konnte noch gut bedient werden, denn die meisten Eschen gehen an Großholzverkaufsstellen. Gibt es noch Schlagraum? Ja, aber nur am Boden. Selbst Bäume zu fällen, sei nicht mehr erlaubt, auch nicht auf zugewiesenen Flächen. Das durchschnittliche Alter des Waldes sei schwer anzugeben, erklärte Motschilnig auf die nächste Frage, denn er setze sich mosaikmäßig aus vielen Beständen unterschiedlichen Alters zusammen. Einzelne Exemplare, die rund 200 jahre alt seien, gebe es duchaus. Manche seien „Zukunftsbäume“, die bereits in der Jugend entastet wurden und einen kerzengeraden Stamm aufweise. In naher Zukunft arbeite Weingarten an einem Naturschutzkonzept, das auch Flächenstilllegungen beinhalte. Im Gemeindewald Weingarten gehe es darum, die Vielfalt und die Funktion des Waldes für die Natur zu erhalten.